Pläne über Pläne

Posted on April 24, 2022 by Kathi

Eigentlich hätten wir das sein lassen können mit der WM dieses Jahr. Wie soll man diese Saison denn bitte noch toppen? Die österliche Wiederauferstehung der UK Championship aus den Abgründen der Langeweile. Die vielen Überraschungssiege, die dann doch irgendwo keine waren. Die Spannung in den Finals, solange sie nicht von Robertson und Hawkins gemeinsam oder von Zhao alleine in Berlin bestritten wurden. Die Monate, die wir ohne Championship League auskommen konnten. Kein Wunder also, dass in Sheffield dieses Jahr über drastische Umbauten gesprochen wird, um doch noch einen draufzusetzen.

Ein neues Crucible will Barry Hearn, sollte ja machbar sein. Mit Champagner-Wasserfall in der Lobby und elf Sponsoren-Lounges. Mehr VIP-Sofas braucht das Land. 1000 weiße Tauben vor der Finalsession. Ach nein, das hatten wir ja diese Woche schon. Mark Selbys Reaktion darauf will ich immer noch als neue Heckenfigur vor dem Crucible verewigt sehen. Aber mal kurz im Ernst: Es ist doch super, dass wir über die sich ewig im Kreis drehende Diskussion zu “Crucible oder China” oder wahlweise auch “mehr Zuschauer*innen oder mehr Tradition” hinausdenken. Nur so wird sich vor 2027 eine gute Lösung bauen, äh, finden lassen.

Ganz im Stile der Crucible-Architekten waren Mark Selby und Yan Bingtao im bisher spannendsten Match der WM unterwegs. Was die beiden an Safeties konstruierten, gehört auf die nächste Weltausstellung. Ständig stand jemand grübelnd am Tisch, definitiv das Symbolbild der Partie. Am liebsten hätten sie wohl manchmal einen riesigen Plan auf dem Tisch ausgebreitet und die taktische Situation gemeinsam mit Zirkel, Geodreieck und ganz vielen Radiergummis durchdiskutiert. Am Ende war es Yans Safety-Wand, die stabiler stand als die von Selby. Eine wahre Meisterleistung gegen den amtierenden Wellenbrecher-Weltmeister.

Aber nicht alle aktuellen Pläne sind so geschickt wie die von Yan Bingtao. So wurde auch dieses Jahr die Pressetribüne im Crucible weggelassen. Was letztes Jahr wie eine sinnvolle Covid-Maßnahme erschien, ist dieses Jahr einfach dämlich. Reporter*innen wollen vor Ort doch einen Mehrwert bieten – das geht schwer, wenn sie nur TV-Bilder vorgesetzt bekommen. Wobei es angesichts anderer WST-Angebote wie Fan-App, Website oder Livescoring durchaus auch sein kann, dass da jemand die Tribüne einfach falsch zusammengebaut hat. Wir hoffen allseits auf ein Update im nächsten Jahr.

Ach so, einen seltsamen Plan sollten wir noch besprechen: Wie geht es eigentlich dem Reisebüro von Mark Williams’ Ehefrau, das sie ja dem Zeitgeist folgend während der Pandemie eröffnet hatte? Mark scheint dieses Jahr bei der WM jedenfalls verdächtig um eine gute Leistung bemüht. Nicht nur an der Zahl der Centuries gemessen, auch auf den ersten richtigen Fastfood-Tweet warten wir noch vergeblich. Aber vielleicht hat Yan Bingtao ja noch etwas im Kühlschrank für ihn.

Kathi