LochBar aus Berlin 2023 (II) – Maximaler Milkins

Posted on February 04, 2023 by Kathi

Es ist Freitag im Tempodrom, das muss man extra erwähnen, denn an Tag drei des German Masters haben wir doch alle längst jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren. Am Freitag kommen die Expert*innen ins Tempodrom. Mit Programmheft, einem Erfrischungsgetränk und ganz vielen Anekdoten. Als der Judd Trump damals ausgeschieden ist, obwohl ich doch Tickets hatte. Und überhaupt, habt ihr das von den Wetten gehört? Ja natürlich, haben wir. Wir schon am Mittwoch. Ach, aber lass es uns doch trotzdem nochmal erzählen. Laut. Das Finale letztes Jahr. So ein paar Bälle fand ich damals schon komisch. Hab ich gesagt, damals. So richtig laut. Erinnerste dich? Gleiche Sitznummer wie jetzt übrigens.

Auch das gehört dazu im Tempodrom, wenn es so richtig voll wird. Ricky Walden hört unten in der Arena von alledem hoffentlich nichts, denn er hat mit Pang Junxu und dem für zähe Matches bekannten Tisch drei gleich zwei harte Gegner erwischt. Ein durchschnittliches Ricky-Break ist dabei circa -20 Punkte hoch und -147% erfolgversprechend. Letztes Jahr hatte er doch noch groß aufgespielt im Tempodrom. Aber gut, Ricky Walden hat mich auch mal beobachtet, als bei einem Turnier vor Jahren meine Flasche komplett in meinem Rucksack ausgelaufen ist, und er reibt mir das ja jetzt auch nicht unter die Nase. Lassen wir den Mann also mal in Ruhe.

Wenden wir uns lieber dem Match von Robert Milkins gegen Luca Brecel zu. Das war ein sehr dichtes Match. Keine Sorge, dicht nur im Sinne von komplett vollgepackt mit interessanten Situationen. Von Kieksern über Flukes (meistens von Robert Milkins) über perfekte Snooker und intergalaktische Einsteiger hin zu circa 50 vom Spot verschossene Farben (meistens von Luca Brecel). Als ich in die Arena kam, war ich noch ganz beeindruckt von einigen enorm schwierigen Luca-Brecel-Spezialbällen. Aus der Arena raus ging dann aber Robert Milkins als Sieger. Ein lustiger Typ im Viertelfinale schadet nie. Oh ja, ihr habt richtig gelesen. Viertelfinale. Los geht’s!

Update um 22:30 Uhr: Okay, es ging wirklich los. Und wie! Natürlich mit der einzigartigen Tempodrom-Atmosphäre, die jedes Jahr wieder für Gänsehaut und grandioses Snooker sorgt. Aber auch mit einer unauffälligen Superheldeneinlage von Paul Collier, der Sekunden vor den Spielern des TV-Tischs in die Arena gehechtet ist und die Live-Scoring-Anwendung am Markertisch weggeklickt hat. Live Scoring, Berlin, wir kennen es. Wer würde schneller sein, Paul Collier oder Rolf Kalb mit seinen Spieleransagen? Dieser nun wirklich unerwartete Nebenwettbewerb im Tempodrom ging knapp an Rolf Kalb, aber mit nur einigen Sekunden Verzögerung konnte das Viertelfinale zwischen Tom Ford und Kyren Wilson dennoch beginnen. Vor der Viertelfinalsession mit Christian zusammen unten in der Arena stehen zu dürfen, ist auch dieses Jahr noch und wieder ein unglaubliches Privileg für mich.

Aber natürlich stehen wir da nicht die ganze Zeit herum. Also haben wir uns einen Platz auf der Tribüne gesucht. Beim Tisch von Robert Milkins und Chris Wakelin, die beiden gucke ich mir immer gerne an. Typischerweise allerdings eher an Tisch 7 in Fürth als mitten im Tempodrom. Robert Milkins ist in Spiellaune diese Woche und hatte ja schon eine 146 gespielt. Ach guck mal, da ist der Einsteiger. Und schwarz. Und der erste Split funktioniert. Der wird doch nicht? Flüssiges Break soweit, obwohl einige Rote zusammengeknautscht sind. Da fällt sogar die leicht klappernde Schwarze. Der wird doch nicht? Frameball, Century, läuft. Aber da ist ja noch diese doofe Rote an der langen Bande. Butterbutterweich. Fällt. DER WIRD DOCH NICHT? Wir bejubeln jeden Ball – laut, geht nicht anders, Maximum-Reflex. An den anderen Nebentischen kriegen sie es auch mit. Ist ja nicht zu überhören. Sie gucken auch zu. Nur noch die Farben. Der wird doch nicht. DER HAT! Ein Live-Maximum. Im Tempodrom. Im Viertelfinale. Erinnerungen kommen hoch. Und eine neue kommt direkt dazu. Abgeliefert hat sie wieder, diese Wahnsinnssession. Und Robert Milkins? Der hat sich selbst überrascht. Er habe schon viel im Snooker gefühlt, sagt er, aber so etwas noch nicht. Ging uns auch so, Robert!

Kathi