Da sind wir wieder. Willkommen zur Snooker-WM 2025 in Sheffield. Bevor heute der Ernst des Snookerlebens beginnt, der sogar Kyren Wilson nach eigener Aussage von einem lustigen Walkon abhält, ging es gestern beim Media Day um alles außer das Lochen von Bällen. Wobei, meine Interviewpartner Neil Robertson und Mark Selby stellten sich am mikroskopischen Wackelminiaturtisch der BBC-Kollegen wirklich nicht schlecht an und verbreiteten beste selbstbewusste Laune. Ansonsten standen der Curse (viel Spaß, Kyren Wilson), das Comeback (fast wurde auch noch der Hausmeister interviewt, was er von Zhaos Rückkehr hält), der Beef (ooooohhhh Kyren versus Shaun, Aussage gegen Aussage, was mag da bloß am Trainingstisch passiert sein vor Monaten vor der Abendsession des Mastersfinals?) und natürlich der Ronnie (der Mann redet so leise, dass ich nichts aus dem Gruppen-Interview wiedergeben könnte, obwohl ich 1,5m entfernt saß) im Vordergrund.
Aber zurück auf Anfang: Aus dem Media Day ist dieses Jahr ein Fan Day geworden und das ist eine wundervolle Idee, die uns hoffentlich länger erhalten bleibt als das European Masters als kontinentaleuropäisches Wanderturnier. Das erste Green Carpet Event lief nicht reibungslos – wer hätte das auch erwartet –, war aber trotz schlechter Tontechnik mit Liebe gemacht. Mit Geduld mit den Fans, die sich vor lauter Begeisterung etwas schwer taten, den Durchgang für die Spieler freizuhalten. Mit Rob Walker als MC, der mittlerweile untrennbar mit den tränenreich-bedeutendsten Events des Sports verbunden ist. Und mit Spielern, die sich richtig viel Zeit für die Fans nahmen. Ganz vorne mit dabei waren da die chinesischen Spieler, die jeder Sprachbarriere zum Trotz für wirklich jedes Foto und jede Unterschrift Zeit hatten. Das hat mir sehr imponiert und davon nehme ich Ding Junhui nicht aus, der in seiner Wahl-Academy-Heimat Sheffield offenbar zudem ein absoluter Lokalheld geworden ist.
Es war richtig viel los, Tattoos sollten signiert und Hunde in die Höhe gehoben werden, es war wie im Vatikan zu Ostern. Mark Williams war so begeistert, dass er den flauschigen Hund gar nicht mehr abgeben wollte. Mark Selby hatte da ein paar mehr Sorgen um Hundesabber auf dem blauen Anzug (“Blau steht ihm aber auch wirklich gut”, meinten die einen Fans neben mir, “Bei dem ist die Anzugfarbe doch eh egal”, die anderen) und entsprechende Berührungsängste. Ohne Hund, dafür mit Heidi kam auch ich zu meinem Fan-Selfie mit ihm – und das hat mindestens so viel Spaß gemacht wie in Zeiten, in denen ich ihn dann nicht ein Stündchen später interviewt habe. Neu-Single Luca Brecel zeigte sich wie gewohnt mit Sonnenbrille, Shaun Murphy kam frisch vom Friseur und Ronnie im Hemd vom letzten Jahr. Modisch ganz vorne lag unerwarteterweise das Einstecktuch von Mark Allen, modern-cool-chic-lässig und leuchtend genug für drei Tempodromtische.
Doch nicht alle sammelten Pluspunkte: Ronnie sprintete an meinem Abschnitt des Teppichs vorbei, hat aber an anderer Stelle wohl doch ein paar Autogramme gegeben. Sein Trainingspartner Barry Hawkins (warum, Barry? Warum?) tat es ihm gleich. Er müsse etwas erledigen, sagte er im Vorbeieilen, dabei war sein Interview mit mir erst eine gute Stunde später angesetzt. Das kam wirklich so überhaupt nicht gut an, man fragte sich neben mir, ob er sich wohl für etwas Besseres halte. Und so blieben Zhang Anda, Mark Williams und natürlich Kyren Wilson die Sympathiesieger des Green Carpet Schaulaufens.
Weiter ging das Schaulaufen dann abends beim legendären Crucible Eve, bei dem die eisernsten Fans im Pub zusammenkommen. Allerdings ist das in den letzten Jahren zu einem komplizierten Prozess mit mehreren Pubs und einem strikten Zeitplan geworden. Ich habe die Abkürzung direkt in Graduate genommen und hatte einen wundervollen Abend mit … interessanten … Diskussionen darüber, welche Spieler, in deren Namen sich kein Buchstabe wiederholt oder deren Namen sich in Großbuchstaben ohne Kurven schreiben lassen, schon im Crucible waren. Und damit bin ich dann auch bereit dafür, dass hier doch noch ein paar Bälle gelocht werden in Sheffield.
Kathi