Die ganze Welt denkt an die Pandemie. Die ganze Welt? Nein, ein kleines Zirkuszelt nicht weit vom Potsdamer Platz hat anderes im Sinn: Snooker. Es ist ein denkwürdiges German Masters. Nicht nur, weil sich Snooker zum ersten Mal seit den Gibraltar “Gestrandet am Strand” Open zu Beginn des ersten Lockdowns 2020 wieder aus dem UK herausbewegt – sondern auch, weil wir alle so unglaublich viel nachgedacht haben über dieses Turnier. Ob es stattfinden soll, darf, muss. Ob ich hinfahren soll, darf, muss. Wir haben gedacht, diskutiert, abgewägt, entschieden. Und jetzt ist auch gut. In der #LochBar wurde immer schon Reisschnaps statt Weihwasser ausgeschenkt. Deshalb soll das große C hier diese Woche keine Rolle mehr spielen, es geht nur um das große S.
Okay und ein bisschen D hinter den Kulissen. Denn das ist doch quasi garantiert, wenn Neil Robertson und Sam Craigie zum ersten Mal seit zwei Jahren ihre Koffer ordentlich für eine Reise ins Ausland packen und in einer anderen Zeitzone spielen sollen. Oder wenn der Weltmeister sich noch für die Players Championship qualifizieren muss – und zwar nicht erst nächste Woche, also muss er sich gegen Barry Pinches ganz schön beeilen. Dann müssen Robertson und Craigie auch noch den richtigen Tisch finden. Denn dieses Jahr stehen nur vier Tische in der Arena. An sich eine sinnvolle Entscheidung. In den Vorjahren war an Tisch fünf mehr Action in der Deko-Topfpflanze als auf dem Tisch. Aber bei den diversen Diven im Draw ist ein kleines bisschen Rumgeheule über das neue Set-Up à la “Es zieht, blendet und ist überhaupt ganz doll doof” eigentlich vorprogrammiert. Auch das wird zu unserer Unterhaltung beitragen, wenn Ronnie in Abwesenheit gar keine Autogrammstundenwitze für den kleinen Preis von 25€ (Inflation!) zulässt.
Für alle Neulinge – es ist ja zwei Jahre her – hier in Kürze noch die ungeschriebenen (und jetzt doch geschriebenen) Gesetze des Tempodroms:
- Die chilligsten Plätze sind ganz oben.
- Snacks sind überteuert, aber die Currywurst ist Kult.
- Bei jedem Fluke muss geklatscht und “Olé” gerufen werden, sonst zählt er nicht.
- Die Viertelfinal-Session wird die beste Session der Woche. Am besten eine Anti-Gänsehaut-Crème mitbringen, wenn man da empfindlich ist.
- Immer Tom Ford im Augenwinkel behalten, um kein Century zu verpassen.
- Irgendwer in deiner Nähe wird jeden einzelnen Stoß von Judd Trump extrem fachmännisch und ganz dezent flüsternd kommentieren. Du wirst natürlich davon profitieren.
- Du bist immer zu warm oder zu kalt angezogen, außer du bist Christian.
- Es gibt nichts Aufregenderes als unten in der Arena zu stehen. Es bleibt ein Wunder, dass in diesem Tempodrom überhaupt jemand einen Ball lochen kann. Aber sie tun es. Und es wird großartig.
Kathi