-- Dies ist eine kleine Snookerkurzgeschichte, die ich anlässlich des 500. Posts in meinem ehemaligen Blog geschrieben habe. Vielen Dank an Kathi H. (LadyOnSkates) für die Idee! Bitte mit einem zwinkernden Auge lesen und vor allem Nachsicht üben: Ich bin kein Schriftsteller! Vielen Dank in diesem Zusammenhang auch an euch, die Leser! Achso: Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig und auf gar keinen Fall niemals nicht beabsichtigt. --
Ein langer Schatten erstreckte sich bereits hinter seinem versteiften Körper, als Robert Wagner den Blick endlich von seinen Schuhen löste, die er gedankenverloren seit 5 Minuten angeblickt hatte. Sein Chef, Jens Förgensen, ein in London geborener Schwede, war schon längst weg. Förgensen hatte Robert gerade mit wenigen Worten unmissverständlich klargemacht, dass man keine Zukunft mehr für ihn sehe und er sich nun einen neuen Job suchen dürfe. 10 lange Jahre hatte er für den Snookerweltverband (SWB) gearbeitet; 10 Jahre, in denen er sich einen Ruf als talentierter und seriöser Ansager aufgebaut hatte; 10 Jahre, mit einem Schlag ausgelöscht. Alles wegen eines kleinen Ausrutschers, der ihm spontan in den Sinn kam und eigentlich witzig sein sollte. "Humor ist wichtig", hatte sein Vater immer gesagt. Ob er da wohl schon ahnte, dass genau dieser Humor ihn das Leben und seinem Sohn den Job kosten würde? Robert erinnerte sich noch viel zu gut an den dunkelsten Tag in seinem Leben, schließlich war es erst 3 Jahre her. Sie saßen alle beim Abendessen: Robert, sein Vater Patrick und seine Mutter Angelina. Wie üblich alberte Patrick viel herum, im Grunde hatte er in seinem Leben öfter gelacht als geschlafen. Als sein Vater gerade die Familienmitglieder zu einer Erbsenschlacht herausforderte, klingelte das Telefon. Um dem üblichen Kampfgewirr zu entgehen, ging Angelina ans Telefon im Wohnzimmer, während sich Robert und Patrick bereits genüsslich die Erbsen um die Ohren pfefferten. Die kleinen grünen Dinger konnten an der richtigen Stelle heftig wehtun und irgendwie hatte es sein Vater drauf, genau die empfindlichsten Körperteile mit der Präzision eines Scharfschützen zu treffen. Als Robert die Erbse genau auf den Augapfel bekam, rutschte sein Löffel, mit dem er in diesem Moment zum Gegenschlag ausholen wollte, ab und die grüne Schicksals-Hülsenfrucht nahm daraufhin einen ungeplanten Umweg und landete punktgenau in Patricks offenem Mund. Sofort keuchte Patrick auf, packte sich an den Hals und würgte. Robert, der das Ganze für eine großartige Schauspielaktion seines Vaters hielt, nutzte die Gelegenheit und schmetterte gleich noch eine ordentliche Ladung grüner Kügelchen hinterher. Erst als Patrick seitlich vom Stuhl kippte, bemerkte Robert, dass irgendetwas nicht stimmte. Angelina betrat das Zimmer und schrie. Die Welt wurde langsam und verschwamm vor Roberts Augen. Jetzt, 3 Jahre später, erlebte er einen fast genauso schlimmen Tag. Er hatte inzwischen das Verbandsgebäude hinter sich gelassen und irrte ziellos durch die Straßen, als er immer noch über den grausamen Nachmittag nachdachte, der nun bereits in weiter Ferne schien. Wie üblich hatte er die Zuschauer auf Trab gehalten und angemessen unterhalten, so angemessen, wie das vor einem Masters-Halbfinale halt geht. Er hatte die üblichen Witzchen über Spieler, Schiedsrichter, Kameraleute und den einen oder anderen im Publikum gemacht, hatte hier und dort Hände geschüttelt und in die Kamera gelächelt. Doch er wollte heute etwas Neues ausprobieren, denn mit Regina Ewens stand erstmals eine Frau unter den letzten 4 Akteuren des bedeutendsten Einladungsturniers der Snookerszene. Üblicherweise begrüßte er die Zuschauer daheim mit dem Spruch "Let's get the boys on the baize!", doch heute schien ihm das unangebracht. Doch wie zum Teufel kam er auf die Idee, plötzlich in die Kamera zu brüllen: "Let's get the boy on the girl"? Es wurde still im Publikum, der Kameramann schaute ihn verdutzt an. Vereinzelte Lacher vermischten sich rasch mit ungläubigem Murmeln. Robert war rot geworden, hatte schnell die restlichen Sätze auf seinem Zettel heruntergestammelt und die Spieler vorgestellt. Weder Regina noch ihr Gegner Ding Dong, der von allen liebevoll Pekingente genannt wurde, würdigten ihn eines Blickes. Als er endlich hinter der Haupthalle verschwunden war und durchatmen konnte, stand sein Chef Jens bereits mit ernstem Gesicht vor der Tür und bat ihn "auf ein paar Worte" nach draußen.
Als Robert die Straßen von London ziellos entlangging, achtete er kaum auf das, was um ihn herum geschah. Viel zu sehr in Gedanken vertieft, bemerkte er das kleine Mädchen nicht, das ihm folgte und in sicherem Abstand hinter ihm zu sehen war. Erst als er um eine Ecke ging und dabei fast mit einem Jogger zusammenstieß, hielt Robert an. Er erkannte den Mann, es war Ronald O'Gunman, ebenfalls ein Snookerspieler und ein absoluter Sonderling. Wenn Ronald nicht spielte, lief er den ganzen Tag. Es wirkte, als wäre er auf Speed, wenn er wie ein Irrer durch die Stadt joggte und seine Mitmenschen finster anstarrte. Abgesehen davon war Ronald ein guter Spieler, galt bei vielen sogar als das größte Talent seit den Zeiten von Graf Davis und Stan Entry. Doch Ronald verpasste zu viele Matches, weil er mal wieder zu weit gejoggt war und nicht mehr rechtzeitig den Weg zurückfand. Der joggende Egozentriker nahm keine Notiz von Robert und rannte mit einem bissigen "Platz da, Lahmarsch" einfach weiter. Robert schaute ihm gedankenverloren hinterher und bemerkte das kleine Mädchen, das ihn anstarrte. Ihr Kopf kippte seitlich weg und sie musterte ihn von oben bis unten. "Bist du Robert Wagner?" fragte sie. "Woher kennst du meinen Namen?" antwortete Robert verdutzt. Das Mädchen erwiderte: "Warum ist es für die heutigen Menschen eigentlich so schwer, auf eine einfache Ja-oder-Nein-Frage zu antworten? Das kann doch nicht so kompliziert sein. Also nochmal, bist du Robert Wagner?" "Ähm... ja, aber warum willst du das..." Sie unterbrach ihn und sagte nur: "Folge mir, ich kenne dein Problem und möchte dich gerne jemandem vorstellen." Ohne Vorwarnung drehte sich das Mädchen um und lief in entgegengesetzter Richtung davon. Warum Robert ihr hinterherging, konnte er im Nachhinein nicht mehr sagen, aber er beeilte sich, um mit ihr Schritt zu halten. "Wie meinst du das, du kennst mein Problem? Wie heißt du eigentlich? Woher kennst du mich?", keuchte er. "Ich heiße Lilly", sagte selbige, ohne auch nur im Ansatz auf die anderen Fragen einzugehen. Robert entschied im Geiste, dass es sinnlos schien, sie weiter auszufragen und lief still neben ihr her. 'Muss wohl komisch aussehen, wie wir hier so entlangwatscheln', dachte er und achtete etwas mehr auf den Weg. Sie gingen auf ein Einkaufszentrum zu, das genau gegenüber der Zentrale des Snookerverbandes lag. Gerüchten zufolge soll ein geheimer Mitarbeiter des SWB dort Unmengen an Öl gekauft haben, um sämtliche Snookertische in England damit einzureiben. Laut der Überlieferung des heiligen Sean Murfie soll damit die Wahrscheinlichkeit auf Kicks steigen, lustige kleine Zusammenstöße, die Zuschauer und Spieler gleichsam unterhalten. Als sie an der Ampel ankamen, wandte sich Robert nach jahrelanger Konditionierung wie mechanisch in Richtung des SWB-Gebäudes, doch Lilly hielt weiterhin auf das Einkaufszentrum zu und verschwand schließlich darin. Unser Held rannte ihr nach, hatte in dem Gedränge allerdings Mühe, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Als er schließlich wieder neben ihr ankam, war sie bereits stehen geblieben und musterte eine Karte des Shopping-Paradieses. "Wir müssen dort hin", sagte sie und zeigte zu Roberts Überraschung auf das einladende Schild der hiesigen Burger-Queen-Filiale. Langsam fühlte er sich veräppelt. "Ich habe keinen Hunger", sagte er abweisend. Lilly rollte genervt mit den Augen und erwiderte: "Geh da bitte rein, es wird dich ein Mann erwarten. Er erklärt dir alles Weitere." "Kommst du denn nicht mit?", fragte Robert überrascht. "Nein, ich darf dort noch nicht rein, außerdem muss ich nach Hause. Wenn ich mein Training verpasse, wird mein Papa böse." Kaum hatte sie ihren Satz beendet, war sie auch schon verschwunden und ließ Robert in völliger Verwirrung zurück. Langsam ging er auf den Eingang des Fast-Food-Palastes zu. Er ließ alle Vorsicht außer Acht, atmete tief ein und betrat das Etablissement.
Als Robert über die Schwelle des Restaurants trat, empfing ihn sofort die typische, schwüle Wärme eines solchen Ortes. Fettige Pommes-Düfte vermischten sich mit der künstlichen Luft von Klimaanlagen und dem Lärm hungriger Menschen, die wild durcheinander ihre Bestellungen brüllten. Unser Held blickte sich um, sah in einer Ecke eine dunkle Gestalt sitzen und wusste sofort, dass das die Person sein musste, von der Lilly gesprochen hatte. Er ging auf sie zu und erkannte im Näherkommen die Umrisse eines verboten dicken Menschen. "Hagrid, bist du es?" rief er im Scherz. "Haha, sehr witzig" sagte eine keuchende und schwerfällige Stimme. Sie schien aus dem Bauch des Mannes zu kommen. "Ich bin das Orakel von Sir Lii" sagte die Stimme geheimnisvoll, was durch das krächzende Husten, mit dem er den Satz beendete, etwas geschmälert wurde. Nun erkannte Robert die Person endlich. Es war Steve N. Lii. Das N gab es nicht wirklich, er hatte es selbst erfunden, um interessanter zu wirken. Gerüchten zu Folge stand es für "nicht schuldig". Lii hatte eine Menge Geld durch - wie er es nannte - "Spekulationsgeschäfte aufgrund der eigenen Formschwankungen in Zusammenhang mit sinnvoll angelegten Vermögensanteilen" gemacht und hatte sich vor kurzem zur Ruhe gesetzt. Das war wahrscheinlich auch besser so, denn bislang war ihm der SWB noch nicht auf die Schliche gekommen. Im Grunde wussten aber alle, was Steve tat, und so zog er lieber die Reißleine. Der Ruhestand tat ihm offensichtlich nicht gut, denn Robert hatte ihn noch nie zuvor in einem solchen Zustand gesehen: Er schien quasi in der Burger-Queen-Filiale zu wohnen. "Was soll ich hier?" fragte Robert. "Hat Lilly dir noch nichts gesagt? Ich bin das Orakel von..." Doch Robert unterbrach ihn: "Jaja, ich weiß, das Orakel von Delphi oder so ähnlich. Aber was soll ich hier?" Steve blickte ihn mit einem abschätzigen Blick an: "Du willst doch deinen Job wiederhaben, oder?" Völlig perplex stammelte Robert: "Schon, aber woher weißt du...?" "Es genügt, dass ich es weiß." Lii wandte den Blick ab und ließ ein Seufzen ertönen. "Setz dich doch erstmal". "Danke, nein. Sag mir einfach, um was es geht und dann bin ich wieder weg." "Die Ungeduld der Jugend", meinte Steve geringschätzig. "Na schön, du willst deinen Job zurück und ich weiß wie. Geh erstmal zu Jens." "Jens?" fragte Robert überrascht. "Warum sollte mir der Mann helfen können, der mich gerade gefeuert hat?" "Ganz einfach, weil ich weiß, dass sie mit dem Typen, der dich ersetzen soll, alles andere als zufrieden sind. Irgendein Deutscher mit Indianer-Schädel. Sie nennen ihn Rothaut. Komm wieder her, wenn du drüben warst." Ohne zu zögern drehte Robert sich um und lief in Richtung Ausgang. Seine Gedanken schwankten zwischen Ungläubigkeit und dem unbändigem Verlangen, endlich wieder als Ansager zu fungieren.
Als unser Held die Straße überquert hatte und auf den Eingang der SWB-Zentrale zuging, wurde er immer nervöser. Was zur Hölle sollte er sagen? Gab es eine Entschuldigung für seine Taten? Und wohin sollte er dieses Jahr in den Urlaub fliegen? Da er weitgehend ohne Liebschaften auskam, stand Robert jedes Jahr vor der schweren Wahl, einen geeigneten Rückzugsort zu finden. Er stand eben gerne im Mittelpunkt, und da war Urlaub einfach nicht sein Ding. Als er an der Vordertür ankam und sie sich automatisch öffnete, hörte er sofort die Stimme der hübschen Empfangsdame. "Hallo Herr Wagner, schön, Sie zu sehen." Er wunderte sich über diesen freundlichen Empfang. Seine Kündigung schien sich noch nicht herumgesprochen zu haben. "Hallo Angelica, ich möchte zu Jens. Ist er in seinem Büro?" "Natürlich, soll ich Sie anmelden?" Robert dachte nach, entschied dann aber, dass es wohl klüger wäre, seinen Ex-Chef nicht auf seine Ankunft vorzubereiten. So würde er wenigstens das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben und wohl kurzzeitig zu Wort kommen. "Nein danke, ich gehe einfach durch" sagte Robert und lächelte sie an. Der Gang in Richtung des Büros von Jens Förgensen kam ihm wie der Gang zum Henker vor. Tausend Gedanken kreisten in seinem Kopf, als die Tür immer näher kam. Völlig abwesend bemerkte er beinahe zu spät, dass sich besagte Tür plötzlich mit einem Ruck öffnete und ein kleiner Mann mit hochrotem Kopf herausgestürmt kam. Er brabbelte vor sich hin und schien sich über etwas zu ärgern: "Entsprechen nicht unseren Erwartungen... ihr euer Ralf Rind... können uns nicht vorstellen, mit Ihnen zu arbeiten... ihr euer Ralf Rind... keine Nervenstärke vorhanden... ihr euer..." Robert, der eben mit Ach und Krach an einem Nasenbeinbruch vorbeigeschrammt war, blickte dem Davonrennenden entgeistert nach und ging dann endlich durch die offene Tür in das Büro des früh ergrauten Schweden. "Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, Sie sollen verschwinden und sich nie wieder blicken lassen, Sie Komiker" sagte Jens und blickte kaum von seinen Unterlagen auf. Er hatte wohl ein Geräusch an der Tür gehört und angenommen, es sei noch der Rotkopf von eben. "Hallo Jens", sagte Robert nervös. Sein Ex-Chef blickte auf und sah ihn überrascht an. "Robert! Was verschafft mir die Ehre. Ich dachte, wir hätten alles geklärt." Unser Held tippelte ungeduldig mit den Füßen hin und her, nicht sicher, was er sagen sollte. "Ich weiß, ich wollte nur..." Dann brach es aus ihm heraus: "Ich will meinen Job zurück. Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Sag mir, wie ich das wieder gut machen kann. Ich tue alles. Gib mir nur meinen Job wieder! Bitte!" Jens sah ihn verdutzt an. Dann lächelte er: "Hey, so ein Zufall. Ich wollte dich gerade anrufen und dich bitten, deine Arbeit wieder aufzunehmen." "Wirklich?" fragte Robert erstaunt. "Nein, eigentlich nicht. War ein Scherz. Aber bislang haben wir noch niemanden gefunden, der dein Nachfolger werden könnte. Der Schwachkopf von eben erzählt ständig was von Nervenstärke und beendet jeden Satz mit den Worten 'ihr euer Ralf Rind'. Außerdem ändert der seine Gesichtsfarbe schneller, als Ronald O'Gunman laufen kann. Völlig irre der Typ" sagte Jens kopfschüttelnd. "Aber dir ist natürlich klar, dass ich dir deinen Job nicht einfach so zurückgeben kann. Du musst beweisen, dass du wieder der alte bist und das Publikum angemessen unterhalten kannst." "Ok, kein Problem. Was soll ich machen?" "Heute Abend findet im Claudia Palace eine Exhibition statt. Unser eigentlich geplanter Stargast, Graf Davis, kann nicht kommen, da er in den australischen Dschungel ausgewandert ist. Er hat wohl den Tipp von irgendeinem Orakel bekommen." "Das war bestimmt das Orakel von Sir..." sagte Robert unbedachterweise, unterbrach sich jedoch rasch. Jens blickte ihn verwirrt an, sprach dann aber weiter: "Na ja, wie auch immer. Wir brauchen Ersatz. Ich möchte, dass du einen bekannten Snookerspieler findest, der bis heute Abend für ihn einspringt und dabei ein Extremium spielt. Du wirst die Show moderieren." Roberts strahlende Miene verwandelte sich schlagartig in Entsetzen. "Ein Extremium? Aber das ist fast unmöglich. Das hat erst einmal jemand geschafft." Jens erwiderte lächelnd: "Ich bin mir sicher, dir gelingt das Unmögliche!"
Als Robert das SWB-Gebäude verließ, waren seine Gedanken schon wieder im Nirwana. Wie um Gottes Willen sollte er einen Spieler finden, der ihm ein Extremium garantieren kann. Es war fast unmöglich, solch einen ultra-perfekten Frame zu spielen. Schon ein Maximum, also ein Break mit der perfekten Punkteausnutzung von 147, war nicht gerade wahrscheinlich. Ein Extremium setzte da noch einen drauf: Bei diesem Break spielte man eine Serie von mehr als 147 Punkten, in dem man unbemerkt vom Schiedsrichter eine rote Kugel, den so genannten Free Ball, wieder auf den Tisch legte und somit 16 statt 15 Rote zur Verfügung standen. Der Trick dabei war, dass der Referee das nicht bemerken durfte und dem Spieler ein Foul gab. Bislang hatte nur James Parkett das geschafft, der eine 148 vor Augenzeugen spielte, doch auch das war nun schon fast 10 Jahre her. 'Nun gut', sagte sich Robert. 'Jammern hilft nichts. Du hast eine Aufgabe bekommen und die muss nun erfüllt werden.' Als erstes überquerte er die Straße und ging wieder in Richtung der Burger-Queen-Filiale. Er zweifelte zwar ernsthaft an der Glaubwürdigkeit und Seriosität des "Orakels", aber immerhin hätte er ohne das Gespräch mit Lii wohl nicht den Mut gefunden, sich nochmal mit Jens zu treffen. Inzwischen hatte sich das Kaufhaus merklich gefüllt, denn die Feierabendzeit lockte die arbeitende Bevölkerung in die Shoppingoase wie Licht einen Mückenschwarm. Als Robert erneut den Fresstempel betrat und auf den unentwegt mampfenden Ex-Snookerstar zuging, kreisten seine Gedanken immer noch um die unlösbare Aufgabe. "Hallo. Da bist du ja wieder. Wie lief's denn?" Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Lii fort: "Brauchst du nicht erzählen. Ich weiß es schon, schließlich bin ich nicht umsonst ein allwissendes Orakel." Er grinste. "Also, wie löst du deine Aufgabe? Schon Ideen?" Robert zögerte: "Eigentlich nicht. Wie soll ich auch bis heute Abend jemanden finden, der einen ultra-perfekten Frame spielen kann?" Lii sah ihn lange an: "Na ja, ich wüsste da vielleicht was. Warum versuchst du nicht, Lilly dafür zu gewinnen?" Überrascht frage Robert: "Was hat das Mädchen damit zu tun?" "Frag nicht, such sie einfach! Ich muss jetzt sowieso los. Es wird Zeit für meinen After-Dinner-Powerwalk" Er stand auf und ließ Robert verwirrt zurück. Er rief dem Orakel nach: "Aber wie soll ich sie denn finden?" Lii drehte sich um uns sah ihn scharf an: "Wie hast du sie denn vorhin gefunden?" Mit dieser mysteriösen Frage verabschiedete Lii sich endgültig und verließ das Restaurant. Robert tat es ihm gleich und blickte dem Wettkönig entgeistert hinterher, der nicht das Shoppingcenter verließ, sondern auf eine Tür zusteuerte, über der ein großes, goldenes "M" prangte.
Keine 10 Minuten später streifte unser Held mal wieder ziellos durch die Londoner Straßen und grübelte über seine Aufgabe und die mysteriösen Worte des weisen Steve nach. 'Wie hast du sie denn vorhin gefunden?' Genau genommen hatte er sie gar nicht gefunden, sie hatte ihn gefunden bzw. war ihm gefolgt. Da schoss ihm die Lösung des Rätsels so plötzlich in den Kopf wie die Milch in die Mutterbrust. Er drehte sich um und blickte den Weg entlang in die Richtung, aus der er gerade gekommen war. Und schon sah er sie: Keine 20 Meter entfernt stand Lilly und blickte ihn, unentwegt lächelnd, an. "Hallo" rief er ihr fröhlich zu. Sie antwortete nicht sofort, sondern starrte ihn nur weiter an und ging dann langsam auf ihn zu. "Wie lange folgst du mir denn schon?" fragte Robert. "Eine Weile", erwiderte Lilly verschmitzt. "Soll ich dir helfen?" "Kannst du das denn? Wer genau bist du eigentlich? Woher kennst du Steve N. Lii? In welchem Verhältnis stehst du zu ihm? Was geht hier eigentlich vor?" "Das sind aber ganz schön viele Fragen. Ich kann nicht viel darüber sagen, aber ich werde es dir in Form eines Rätsels verdeutlichen." Robert rollte mit den Augen, doch Lilly ignorierte diese Reaktion.
'Eine Person, gleichsam wie der Mond im Mithras,
ein Traum soll der Erzeuger eines Gedankens sein,
die Leitperson im Leben des einen Kindes,
als Geburtsstaat genannt im Ursprung des Wortes.'
Stille folgte auf diese Worte. Robert sah sie perplex an. "Ähm.. kannst du das nochmal wiederholen?" Sie tat es. "Ok, dann schauen wir mal. Gleichsam wie der Mond im Mithras. Keine Ahnung. Ein Traum als Erzeuger eines Gedankens? Hmm. Die Leitperson? Geburtsstaat?" Er überlegte während sie ihn nur weiterhin interessiert musterte. Wahrscheinlich schloss sie innere Wetten darauf ab, wie lange er wohl für die Lösung des Rätsels brauchen würde. Oder sie hielt ihn einfach für doof. Oder aber sie lachte sich ins Fäustchen. Doch Robert hatte eine Idee. "Ein Erzeuger könnte ja ein Vater sein. Ein Traum ist nichts anderes als ein inniger Wunsch. Also wäre der Wunsch der Vater des Gedanken. Die Leitperson im Leben eines Kindes ist ebenfalls ein Vater. Zwar wusste er immer noch nicht, was mit dem Geburtsstaat oder dem Mond gemeint war, aber alles andere klang einleuchtend. Plötzlich begriff er, was dies bedeuten würde. "Steve N. Lii ist dein Vater?" fragte unser Held schockiert. "Ja", sagte Lilly zufrieden. "Ich heiße Lilly Lii. Und habe nebenbei noch die Fähigkeiten meines Papas geerbt." Robert schaute sie an wie ein Auto, erholte sich davon aber schnell. "Ok, aber inwiefern hilft mir das bei der Suche nach einem Snookerstar für heute Abend?" "Gar nicht, aber du wolltest wissen, wer ich bin. Nichtsdestotrotz habe ich einen Tipp für dich." "Na dann raus damit, ich habe nicht mehr viel Zeit." Lilly lächelte: "Zeit ist schon mal das richtige Stichwort. Du brauchst einen Spieler, der so schnell und vor allem so mitreißend spielt, dass die Schiedsrichter Probleme haben, ihm zu folgen. Außerdem sollte er eine ordentliche Menge an Flukes produzieren." Robert erwiderte: "Da fällt mir eigentlich nur einer ein. Jim Trumpf!" Lilly schien erstaunt, dass er so schnell auf diesen Spieler gekommen war. "Aber wie finde ich ihn? Schließlich muss er in wenigen Stunden bereits am Tisch stehen!" "Also um diese Zeit sollte er sich mit seinem rosa Ferraro in der Innenstadt befinden und neue Schuhe kaufen." "Vielen Dank! Ich mache mich sofort auf den Weg." Sie verabschiedeten sich und Robert winkte das nächste Taxi heran. Das gelbe Auto fuhr an den Seitenstreifen, Robert warf dem Fahrer 10 Pfund hin und rannte in Richtung der Einkaufsmeile davon. Vielleicht hätte er sich den Scherz mit dem "Folgen Sie dem blauen Auto, es geht um Leben und Tod" sparen sollen. Jetzt war ihm schlecht, aber was soll's. Am Ende des Tages zählte nur, dass er mit Jim zusammen im Claudia Palace war und der Junge ein Extremium spielte. Er fand den Burschen überraschend schnell. Vollgepackt mit Schuhkartons liefen er und sein Partner Jack Labowsky die Straße entlang, auf ein pink schillerndes Auto zu. "Hey Jim, warte mal." Die gerufene Person drehte sich langsam um, was mit den Kartons auf dem Arm alles andere als leicht schien. Er blickte kurz verwundert, ehe er Robert erkannte. "Hi, was machen Sie denn hier?". "Du kannst mich ruhig duzen, wir haben uns doch schon so oft gesehen. Sag mal, was hältst du davon, heute Abend eine kleine Exhibition zu spielen." Jim sah ihn an, erwiderte dann: "Warum nicht, aber Jack kommt mit und ich will Geld haben. Ich brauche dringend neue Schuhe!" "Geht klar", sagte Robert erleichtert. "Dann los, wir müssen uns beeilen. Am besten fahren wir direkt mit deinem Ferraro hin." Genau das taten sie. Das Helden-Trio traf um 20:05 Uhr vor dem Claudia Palace ein, genau 10 Minuten, bevor das Event losgehen sollte. Jens erwartete sie bereits: "Hey Robert, du hast es geschafft. Jim springt also für den lieben Graf ein?" "Ja, er ist bereit. Jack macht auch mit", sagte Robert atemlos, was verwunderlich war, denn die Jungs sind ja mit dem Auto gefahren. Er schien das als Stressbewältigung zu brauchen. "Und unser lieber Jim spielt heute ein Extremium, ja?" fragte Jens erwartungsvoll. Jim schien überrascht: "Wie bitte? Davon hat er mir bislang nichts gesagt. Aber ich kann es versuchen." "Wunderbar!", strahlte Jens und scheuchte sie ins Gebäude. Robert war nervös, ließ sich aber nichts anmerken. Stattdessen zog er seinen Anzug zurecht und überlegte sich schon mal, wie er das Publikum gleich bei Laune halten sollte.
Pünktlich um 20:15 Uhr trat Robert aus dem Schatten und ging auf den Snookertisch in der Mitte der Arena zu. Das Publikum jubelte und applaudierte. Robert fühlte sich sofort wie in seinem Element. Hier war er zu Hause, hier gehörte er hin. Fast 20 Minuten lang unterhielt er die Leute mit Witzen, Späßen und Albereien, es war wieder wie früher. Auch die Ankündigung der Spieler verlief diesmal reibungslos. Als Jim und Jack endlich am Tisch standen, hatte Robert, der hinter dem Bühnenvorhang hervorlugte, endlich Zeit, sich ein wenig umzuschauen. Im Publikum erkannte er einige bekannte Gesichter: Jens saß dort, neben ihm Gary Horn, der strenge und kompromisslose Vorstand der Snooker-Föderation, und Taylor Dennis, der mit seinen grünen Kontaktlinsen immer wie ein Alien aussah. Außerdem erkannte er Steve N. Lii und, zu seiner Überraschung, auch Lilly. Sie winkte ihm zu und er winkte lächelnd zurück. Währenddessen hatte Jack schon den ersten Frame gewonnen, nachdem Jim drei Mal eine Rote verfehlt hatte. Na das fing ja gut an. Immerhin, die beiden sollten so lange spielen, bis einer 5 Frames gewonnen hatte. Also hat Jim noch genügend Zeit. Ungünstig war, dass als Schiedsrichter Jürgen van Hast am Tisch stand. Der Mann mit den Adleraugen war ein 2,10-Meter-Riese und passte immer genau auf. Bei ihm den Versuch eines Extremiums zu wagen, konnte böse enden. Aber es gab kein Zurück mehr. In der Folgezeit versuchte Jim es immer wieder, endlich auf Maximum-Kurs zu kommen, doch jedes Mal verschoss er die 13. Schwarze. Ein böses Omen?
Als es 4:4 stand und nur noch 1 einziger Frame zu spielen war, waren Roberts Nerven schon wieder am Ende. Was würde passieren, wenn es jetzt kein Extremium gab? Immerhin, Jack hatte für ordentlich Unterhaltung gesorgt. Der Engländer mit den polnischen Eltern hatte drei Centuries gespielt und einige wirklich sensationelle Bälle gezeigt, doch das anspruchsvolle Londoner Publikum erwartete mehr. Der Anstoß von Jim war perfekt. Er löste damit bereits drei Rote aus dem Pulk, ließ schwarz spielbar und snookerte Jack gleichzeitig hinter braun. Applaus brandete auf, während Jack schon nach einer Lösung für das Dilemma suchte, in dem er steckte. Robert hoffte, dass die Lösung nicht allzu gut ausfallen würde, damit Jim endlich in sein perfektes Break starten konnte. Und seine Hoffnung wurde belohnt. Jack traf zwar den Pulk der Roten, stellte seinem Gegner aber dennoch einen leichten Einsteiger hin. Das obligatorische Stöhnen und erwartungsfrohe Murmeln von den Zuschauerrängen füllte die Halle. Natürlich lochte Jim und der Moment der Wahrheit war gekommen. Robert wurde immer nervöser, denn jetzt galt es. Doch seine Zweifel waren unangebracht, der Junge spielte das gut runter. Acht Rote und acht Schwarze waren schon in der Tasche verschwunden, als Jack auf seinem Stuhl etwas Merkwürdiges anstellte. Er bekam einen derartigen Hustenanfall, dass Jürgen van Hast zu ihm eilte und ihm Wasser einflößte. In der Zwischenzeit sah Robert aus dem Augenwinkel, wie Jim Trumpf am Tisch vorsichtig eine bereits gelochte Rote in seine Hosentasche gleiten ließ. Nach einem Klopfer auf den Rücken beruhigte Jack sich langsam und das Spiel nahm erneut seinen Lauf. Jim musste jetzt clever agieren, durfte sich aber nicht so lange Zeit lassen, bis Jürgen Verdacht schöpfte. Er lochte drei weitere Rote und die Schwarze, bevor er darum bat, den Spielball reinigen zu lassen. Diese Kurzschlusshandlung wurde üblicherweise dazu genutzt, einen schwachen Stoß zu überspielen und sich derweil eine neue Strategie zu überlegen. Jim nutzte den Moment jedoch, um die Rote aus seiner Tasche zu den restlichen 4 Roten auf dem Tisch zu packen. Der Moment war perfekt: Jürgen van Hast stand vom Tisch abgewandt und pustete und spuckte auf die Weiße, um den Dreck abzuschrubben, der sich darauf festgesetzt hatte. Als die Weiße wieder auf dem Snookertisch lag und Jim sein Break mit ungerührter Miene fortsetzte, atmete Robert erleichtert aus. Das Schwierigste war geschafft.
"120", sagte Jürgen und blickte anschließend überrascht auf den Tisch. Normalerweise müssten jetzt nur noch die Farben auf eben diesem liegen, doch die Rote in der Tischmitte ließ die Farbe aus dem Gesicht des sonst so reservierten Schiedsrichters weichen. Jim lächelte und ließ auch die letzte Rote sicher in der Tasche verschwinden. Zerknirscht zählte Jürgen weiter und ging im Geiste vermutlich immer noch den Frame durch, auf der Suche nach dem Moment, in dem er sich hatte übertölpeln lassen. Jim zog das Break jetzt souverän durch. Dennoch war der Moment für Robert unbeschreiblich, als die letzte Schwarze bereit lag, um versenkt zu werden. Nervosität, Angst und pure, sich anbahnende Erleichterung vermischten sich in seinem Gehirn, als Jim zum alles entscheidenden Stoß ansetzte. Ein Niesen ertönte in genau dem Moment, als Jim stieß und die Weiße nicht richtig traf. Ein Blick auf die Tribüne zeigte Robert, dass es Lii war. Der Wettkönig hatte also offensichtlich sein Geld gegen ein Extremium gesetzt. Wie in Zeitlupe schoss die schwarze Kugel auf die Tasche zu und klapperte in der Ecke. Sie wurde zurückgeschleudert und als das Stöhnen der Zuschauer ertönte, stand Robert der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Das konnte doch nicht wahr sein, so kurz vor dem Ziel. Doch was war das? Die Schwarze war immer noch unterwegs, wie für Jim üblich, hatte er sie mit vollem Karacho losgeschickt. Sie prallte von der Seitenbande ab, ließ auch die Fußbande locker hinter sich und lief genau auf die Mitteltasche der linken Tischseite zu. Die Kugel wurde langsamer und hielt genau auf der Kante an. Die Zuschauer hielten den Atem an, Jim starrte die Schwarze mit großen Augen an und Robert sackte versteinert in sich zusammen. Dann, endlich, fiel der Ball über die Kante hinweg in die Tasche. Ein kurzer Moment der Stille wurde vom schier unbändigen Jubel der Menge abgelöst. Jim, Jack und Robert umarmten sich, während der griesgrämige Jürgen das Endergebnis verkündete. Jim Trumpf hatte Jack Labowsky mit 5:4 geschlagen und im Entscheidungsframe eine 155, ein perfektes Spiel, ein Extremium geschafft. Als sich die drei aus der Umarmung und der etwas homoerotisch angehauchten Situation befreiten - was auch daran lag, dass Robert die ganze Zeit die Stöcker der beiden am Hintern und zwischen den Beinen gespürt hatte - blickte unser Held glücklich in die Zuschauermenge. Lii war verschwunden, doch Lilly strahlte über das ganze Gesicht. Vor dem Fenster lief Ronald O'Gunman vorbei, während sich in der vordersten Reihe ein Indianer erhob, den Robert erst jetzt erkannte. "Was für eine Nervenstärke", schrie der Mann. "Das hätte nicht mal John Hickens mit seinem unnachahmlichen Allroundspiel geschafft". Auch 10 Minuten später ließ sich Jim noch immer für seine Leistung feiern, doch unser Held ging gemächlich hinter die Bühne und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl sinken.
Als Jens im Stadtpark auf ihn zukam und lächelte, war Robert schon wieder halbwegs bei Kräften. Der gestrige Abend steckte ihm zwar immer noch in den Knochen, doch die Tatsache, dass er seinen Job wiederhatte und gleichzeitig noch dabei war, als Jim Trumpf Geschichte geschrieben hatte, war einfach zu überwältigend, um lange darüber zu ruhen. "Das war wirklich, wirklich gut", sagte Jens Förgensen und ließ sich neben ihm auf einer Bank nieder. "Danke", erwiderte Robert, unsicher, was jetzt wohl kommen mochte. "Also, ich halte mein Versprechen. Du kannst deine Arbeit wieder aufnehmen. Wir brauchen dich dann nächste Woche wieder, es steht in York das UK Masters an." Bevor Robert auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, war Jens bereits aufgestanden und genauso schnell verschwunden, wie er gekommen war. Unser Held seufzte und ließ sich die Sonne auf das Gesicht scheinen. Er bemerkte das Mädchen nicht, das sich zu ihm gesellt hatte und darauf wartete, dass er endlich wieder die Augen öffnete. Als er es nicht tat, pfiff sie durch die Zähne und jagte Robert den größten Schrecken des Tages ein. "Was soll der... Lilly?" keuchte er überrascht. "Hallo", sagte sie lächelnd. Sie blickten sich eine Zeit lang schweigend an, dann sagte Robert: "Ich möchte dir danken, ohne dich wäre ich jetzt nicht so glücklich und hätte auch meinen Job nicht zurück." Sie blickte ihn verständnisvoll an. "Habe ich gerne gemacht." Wieder schwiegen sie. "Und, was machst du jetzt?" fragte Robert sie. "Ich weiß nicht, erstmal muss ich mir ein neues Zuhause suchen." "Wieso das denn?" rief er entsetzt? "Na ja, Papa hat sich gestern Abend gehörig verzockt. Nachdem ihm das Finanzamt wegen seiner unversteuerten Gewinne und seinem Konto auf den Bahamas bereits auf den Fersen war, hat er sein letztes Geld darauf gesetzt, dass Jim kein Extremium schafft. Da kein anderer mitgewettet hatte, waren die Quoten richtig gut. Nachdem Jim aber das Kunststück gelang, ist nun all unser Geld futsch und Steve wurde heute früh verhaftet. Nach seiner Burger-Entziehungskur wird er wohl für lange Zeit hinter Schloss und Riegel wandern. Eigentlich doof, denn wir wollten uns mit dem Geld heute in die Schweiz absetzen." Robert wusste gar nicht, was er sagen soll: "Das tut mir leid, irgendwie ist das Ganze dann ja meine Schuld. Und was machst du jetzt?" "Ich weiß nicht, könnte ich nicht bei dir wohnen?" Robert überlegte. Im Grunde sprach nichts dagegen. Seine Wohnung war groß genug, er lebte allein und ein bisschen Gesellschaft konnte ihm nicht schaden. Abgesehen davon wäre das der perfekte Abschluss der Geschichte und ein Happy End nach den ganzen Ereignissen, vielleicht aber auch nur deswegen, weil dem Autor kein besserer Schluss mehr eingefallen ist. "In Ordnung Lilly, aber vorher gehen wir erstmal was essen. Ich kenne da ein Restaurant, da gibt es die besten Erbsen der Stadt." Lilly strahlte, nahm seine Hand und sie gingen den sonnenbeschienen Weg entlang in Richtung einer ungewissen - aber mit Sicherheit wunderschönen - Zukunft.
-- Ende --