Neues aus dem Lossuppentopf

Posted on August 16, 2021 by Kathi

Freunde, da sind wir wieder! Nach einer kurzen Sommerpause und einer langen Championship League nimmt die neue Snooker-Saison diese Woche so richtig Fahrt auf. Die British Open haben begonnen. Wichtigstes Merkmal: Das Turnier wurde schon RiChTiG LaNgE nicht mehr ausgetragen („Oh! Ah!“). Tatsächlich coolstes Merkmal: Nach jeder Runde wird neu ausgelost. Um diese besondere Geschmacksnote des neuen Turniers entsprechend zu würdigen, hat das Team von World Snooker Tour dann auch gleich eine ganze Hand voll Chilischoten in den Lossuppentopf geworfen, ein paar Mal kräftig umgerührt und die Soße einen Tag lang köcheln lassen. Das Resultat: Einige aus Versehen etwas zu scharf geratene Begegnungen.

Besonders viel Pfeffer steckt natürlich in der Partie zwischen Mark Allen und Reanne Evans. Zwei Spieler*innen, die zuletzt aus sehr unterschiedlichen Gründen (Kontostand, Geschlecht) gehofft haben werden, einfach nur mit gutem Snooker Schlagzeilen zu machen. Das klappt jetzt natürlich eher so mittel, denn die ganze Snookerwelt schaut beim emotional überladensten Best-of-5 Match der Geschichte zu. Da lässt sich dann zu jedem Ball eine Gedichtinterpretation schreiben, nur bitte keine romantischen Liebesgedichte, der Zug ist ja abgefahren. Und nach einer gefühlten halben Stunde Spielzeit wissen wir dann, wer … zuerst drei Frames gewonnen hat. Wegweisend! Geschichtsträchtig! Bitte schnell wieder abkühlen!

Wer hingegen abseits des Dramas einen fröhlich-entspannten Einstieg in die Saison sucht, ist mit den British Open tatsächlich bestens bedient (vom gruselig-zerfahrenen Match von Ben Woollaston gegen Hammad Miah mal abgesehen). Denn es gilt, was Fans des Paul Hunter Classic schon lange wussten: Sommer-Snooker funktioniert, wenn man es richtig angeht. Ganz entspannt, nicht so verbissen. Nahbar. Zwischendurch mal eine Kaffee-mit-Eiswürfeln-Pause. Nur beim Erwerb von Bratwurstsemmeln sollte man bei solchen Events vorsichtig sein, denn da verpasst man schnell mal ein Maximum Break, so besagt es die Legende.

Das war bei den British Open am ersten Tag zum Glück ausgeschlossen. Nicht, weil es kein Maximum Break gegeben hätte. Nein, Neu-Fitness-Guru John Higgins (Ernährungs-Ratgeber erscheint zu Weihnachten, es gibt noch Probleme mit der Verständlichkeit des Hörbuchs) hat aus dem Stand ein traumhaftes 147er-Break gespielt. Aber das eben zum Glück im allerersten Frame der Nachmittags-Session, als die Eiswürfel im Kaffee noch ganz und die Fans allesamt noch in der Arena waren. Endlich wieder kollektives Dahinschmelzen vor Ort!

Und wenn wir innerhalb von kürzester Zeit eine genial-gedoubelt-geflukte Respotted Black von Simon Lichtenberg und ein Maximum Break sehen, können wir uns nur schwer über die Mikro-Distanz Best-of-5 beschweren. Und das brauchen wir auch wirklich nicht, solange die British Open uns als Sommer-Shootout ein bisschen Spaß und einen sanften Saisoneinstieg bringen. Endlich mal wieder ein paar Format-Spielereien, ein bisschen Mut. Der Mut zu längeren Distanzen ist dann nämlich hoffentlich einfach der nächste Schritt.

Kathi