LochBar aus Berlin 2023 (I) – Zum Glück wie immer

Posted on February 03, 2023 by Kathi

Wird es ein Griff ins Klo, das German Masters 2023? Diese Frage mussten wir uns schon stellen. Finalisten des letzten Jahres suspendiert, Publikumsmagnete nicht qualifiziert, wir wissen es, wir wollen es nicht mehr hören. Nach zwei Tagen im Tempodrom steht nun schon fest: Ja, es ist ein Griff ins Klo. Aber zum Glück nur Backstage, wo in der Players Lounge die Toiletten defekt sind. Dann eben eine … ähm … mobile Luxustoilette neben den Trainingstischen.

Alle anderen Anlagen funktionieren dafür wie vorgesehen. Kühlschrank im Presseraum: lauter als das Berliner Publikum beim Triumphzug von Jimmy White durch die Arena. Live Scoring an Tag 1: nee, komm, braucht keiner. Kommentarkopfhörer fürs Publikum: die von 2014 funktionieren noch, die von 2019 nicht. Currwurstbude: Öffnungszeiten gewürfelt. Es ist herrlich, es ist einfach wie immer. Und so gibt es die üblichen Umarmungen, die üblichen Snacks und die üblichen Diskussionen über die Titelchancen von Jack Lisowksi. Besser wird es nicht, Jack. Findet er auch selbst und sagt im Interview, dass alles außer einem Turniersieg eine Enttäuschung ist. Finalstimmung hatte er immerhin schon einmal im Match gegen Jimmy White. Uns Jimmy im Tempodrom, ein besonders emotionaler Moment. Für viele Fans war er einer der ersten Berührungspunkte mit Live-Snooker durch seine Exhibitions mit Ronnie. Das schwingt mit in der Atmosphäre. Den Jimmy, den kennt man. Da hat man ein Autogramm. Und ein Foto. Gratis! Was für ein Empfang. Und zunächst scheint es so, als würde er sich darin baden: Die Haare mit extraviel Gel, die Weste extraextraweiß, ein Snookersuperheld. Jimmy White wirkt auch im Tempodrom bis hoch in die letzte Reihe überlebensgroß. Aber dann spielt er einfach Snooker. Konzentriert, verbissen, dafür ist er ja da. Grandioser Start gegen Lisowski, dann fehlt die letzte Konsequenz. Verabschiedung. Er hat alles gegeben und allen Applaus bekommen.

Ein vorgezogenes Finale im Tempodrom also, da wurden die Außentische zum schmückenden Beiwerk. Dafür haben sie auch einiges getan, denn so richtig rund lief es nicht. Als hätte Robert Milkins mit seiner grandios-exotischen 146 das ganze Breakbuilding des Tages aufgebraucht. Gut, Xiao Goudong war sehr schnell fertig mit Elliott Slessor, und Tom Ford spielte viele, viele Breaks. Aber er wirkte dabei immer so unzufrieden. Das sieht man bei ihm nicht nur in der dramatischen Nahaufnahme im TV, das siehst du noch oben auf dem Berliner Fernsehturm ohne Fernglas. Faszination Live-Snooker – du fühlst mit, du leidest mit, du jubelst mit, du willst manchmal lieber die Augen verschließen. Zum Beispiel vor der Leistung von Jimmy Robertson gegen Kyren Wilson. Der trifft heute Abend im Viertelfinale auf Tom Ford – mal gucken, wer die bessere Laune hat! Hach, heute ist schon wieder Viertelfinale in Berlin. Das werde ich jetzt den ganzen Tag nicht abwarten können. Und dann werde ich traurig sein, weil es so schnell wieder vorbei ist. Also doch alles wie immer. Zum Glück.

Kathi