Neustart in Nürnberg (1)

Posted on August 23, 2023 by Kathi

Wir sind woanders. Snooker neu aufgebaut, in Nürnberg. Die Kia Metropol Arena wirkt auf den ersten Blick, als wäre sie extra für Snooker gemacht worden. Aber aus Legosteinen. Und das ist super! Komm, lass mal eine Arena zusammenbasteln! Einfach drauflos. Ich baue schon einmal die Tribüne, 1000 Steine in weiß, grau und schwarz, immer abwechselnd. Schönes Muster, bisschen kalt. Wir haben zu viele blaue Steine übrig? Kein Problem, machen wir knallblaues Licht draus. So, jetzt müssen da ein paar Tische rein. Hier drei, da vier, rechter Winkel dazwischen, passt. Ach so, aber die Spieler müssen ja zu den Tischen auch hinkommen. Also kommt da noch ein schmaler Gang dazu, hinter dem wir die Trainingstische verstecken. Oh, und die Toptopspieler vom Haupttisch brauchen ja einen Tunnel, auch wenn Ronnie nicht spielt. Alles easy, den packen wir ganz in die Mitte, der muss ja nirgends hinführen außer in den schmalen Gang. Guck, neben dem Tunnel können wir auch Rolfs Kabuff aufbauen, der Turm fällt da gar nicht auf. Magische Türen wären noch nett. Läuft, wir bauen immer wieder Türen zu den Tribünen ein, die brauchen wir eh. Aber wir beschriften die nicht sinnvoll. Dann kannst du drei Treppenaufgänge ausprobieren, bis du bei Tisch 6 bist. Und hinter welcher Tür Shaun Murphy denn nun spielt, sorgt vor der Abendsession gleich für regen Austausch unter den Fans. Es ist vergnüglich, hier in Nürnberg. Die Stimmung ist bestens, die Autogrammjäger*innenschlangen länger denn je. Die Chancen sind gut wie nie, denn die Spielertaxiwartezone ist direkt vor der Arena. Und eine Tischzweiautogrammwartezone drinnen gibt es auch. Die Saison ist jung, die Spieler entspannt.

Auch für Musik ist bei der Sommerparty gesorgt. Die Musik zu Sessionbeginn hat mir noch nie so gut gefallen wie diesmal. Dabei ist sie ja gar nicht neu. Aber ich ertappe mich dabei, auf meinem Klappsitz rumzuschunkeln. Ist das das Hitzedelirium oder die Snookereuphorie? Jedenfalls keine Fürth-Melancholie. Vom ersten Ball an ist klar: Das hier ist ein eigenes Turnier. Es ist trotz der geografischen Nähe so anders als das Paul Hunter Classic, dass kaum Vergleiche aufkommen. Wenn überhaupt: Die Außentische bieten die Nahbarkeit und das Gefühl, vier unterschiedliche Matches auf einmal verfolgen zu können, das wir letztes Jahr in Fürth sogar vermisst hatten. Das kann sehr praktisch sein, wenn Ben Woollaston sich auf alle Bälle am eigenen und am Nebentisch snookert. Oder wenn Chris Wakelin einen Lauf vor dem Herrn hat, aber eben am falschen Tisch. Von deinem Platz aus siehst du vielleicht den schwarzen Ball bei der Respotted Black bei Joe Perry gegen Ross Muir nicht, wirst dafür aber auf angenehmste Art und Weise daran erinnert, dass Live-Snooker aus jedem Blickwinkel Spaß macht.

Und wenn du beim Internet-Live-Scoring oder bei der Luftfeuchtigkeit in Tischnähe diese Woche mal auf ein paar lose Legosteine trittst und es ein bisschen wehtut, dann ist das am Ende des Tages auch nur eine schöne Erinnerung an vergangene Zeiten und alte Traditionen. Also packen wir unsere Legosnookerüberraschungsbox weiter aus. Und bauen uns Snooker neu zusammen. Aktuell noch mit viel Fantasie, aber es gibt doch kein besseres Fundament.

Kathi